Wer sind wir wo wir kein Baum sind

 

Beim Spaziergen gehen beneide ich oft die Bäume und Zuhause meinen Hund. Bei der Arbeit so manches Kind und natürlich alle Verliebten. Den Baum, weil er da so steht, so unerschütterlich und ruhig, der alles um sich geschehen und vorbeiziehen lässt. Den Hund um seine Inbrunst beim Fressen und schlafen. Das Kind, weil es so ganz zu versinken mag in dem was es tut und die Verliebten, naja das muss ich ja nicht erklären.

Was den Baum mit dem Hund und dem Kind verbindet ist, dass sie und der Moment eins sind und ganz da. Und dass der Baum und der Hund und das Kind dem entsprechen, was sie sind. Alles ist einfach richtig. Und das ist wunderschön und ich will es eben auch einfach haben, spüren und das am liebsten immer und jeden Tag.

Was aber entspricht mir? Wie kann ich sein wie ein Baum? Wie mir entsprechen, um zu entfalten für was ich stehe? All die Möglichkeiten, Ansichten, Lebensentwürfe; dieser Überfluss an Fähigkeiten und Entscheidungsmöglichkeiten vernebeln mir die Sicht. Also tiefer. Weiter reduzieren. Unter die Meinung. Gar nicht mal so leicht. Aber ich werde das Gefühl nicht los das bei uns Menschen nicht alles ganz am richtigen Platz ist.

Das wir nicht ganz auf dem richtigen Platz sind, weil wir gar nicht mehr so genau wissen wer wir sind. Wahrscheinlich gibt es da auch Möglichkeiten die unterschiedlich sind und am besten macht sich jeder selbst auf die Suche. Aber alleine, dass wir das können lässt ja darauf schließen dass wir eines mal auf jeden Fall sind: begnadigt und befähigt das selbst zu überlegen!

Das kann ein Hund nicht. Ich hoffe er ist wenigstens auch ein bisschen neidisch darauf. Wir können also selbst entscheiden wer und was wir sein wollen. Welches Leben wir leben wollen, ob wir liebevoll oder garstig, froh oder missmutig sein wollen. Ob friedlich oder kriegerisch – ob wir uns für die Liebe oder den Hass, die Akzeptanz oder die Intoleranz entscheiden. Und jetzt kommt das aufregende:

Das bedeutet das wir eins auf jeden Fall mal sind.  Ein Schöpfer.  

Und ein Schöpfer ist ein Künstler und ein Künstler ist ein Schöpfer.

Ich für mich fühle unter mir auf einmal den richtigen Platz.  Kreativität sind wir!  Egal ob wir malen oder nicht. Überall können wir dem entsprechen. Egal was wir tun. Immer. Denn es entspricht unserem Wesen.  Irgendwie haben wir vergessen das unseren Kindern zu sagen und unsere Eltern uns. Aber egal. Wir werden auch das kunstvoll ausbügeln! 

Sich absichtlich künstlerisch zu beschäftigen ist ein warm up, eine Rückerinnerung, eine Übung für die Performance Leben. Und anderseherum. Die Kunst ist ein Übungsweg, ein Übungsfeld.

Sich als Schöpfer zu erleben macht glücklich. So oder so. Und irgendwie fühlt man sich manchmal auch unerschütterlich wie ein Baum, inbrünstig wie ein Hund und versunken wie ein Kind. Und wenn man Glück hat wie ein Verliebter.